Tag 6: Fish-Rivier-Canyon - Lüderitz
Frühmorgens verlassen wir den Fish-Rivier-Canyon und fahren in Richtung Atlantikküste nach Lüderitz. Die Strecke ist eine „Transitstrecke“ durch das Diamantensperrgebiet. Das
„Sperrgebiet“ wurde zu deutscher Zeit 1908 zwecks dem Abbau von Diamanten eingerichtet. Links und rechts nur Wüste.
Die Strecke führt auch am “Dicken Wilhelm” vorbei, einem kleinen Zeugenberg, der damals nach der Leibesfülle des deutschen Kaisers benannt worden ist. Nichts zu sehen ist von den
Wüstenpferden der Namib, dessen Ursprung auch heute noch nicht bekannt ist.
In Höhe der ehemaligen Stadt Kohlmannskuppe liegt bereits Sand auf der Straße. Nur die in manchen Bildern zu sehenden Schneepflüge sind nicht vorhanden.
Kaum angekommen in Lüderitz verstehe ich die Welt nicht mehr, soll das hier Afrika sein? Es schaut aus wie am Mittelmeer, es sind fast nur VW, BMW und Mercedes unterwegs und der Baustil der
Häuser erinnert auch nicht an Afrika.
Nach Bezug der Zimmer im “Hotel zum Sperrgebiet” (von der Lage könnte es auch auf Mallorca oder den Kanaren liegen) streife ich durch die windigen Straßen der am Hang gelegenen
Straßen von Lüderitz.
Der Wind bläst hier zu ziemlich überall, sodass es Sand an allen Stellen gibt. Zu sehen gibt es die “Turnhalle” und “Kegelbahn” sowie die Felsenkirche und dem
Goerke-Haus.
Vor allem das 1908 erbaute Goerke-Haus passt mit seinen Bauelementen aus Jugendstil und wilhelminischer Architektur so gar nicht nach Afrika. Auch das Wahrzeichen von Lüderitz, die im
neugotischen Stil erbaute evangelische Felsenkirche (natürlich auch wieder wie in Windhoek mit deutschen Gottesdienstplan).
Irgendwie paradox diese mitteleuropäisch angehauchte Enklave zwischen 16°C kaltem Benguela-Strom des Atlantiks und der Lebensfeindlichkeit der Namib.
Am späten Nachmittag führt die Reiseroute zum Cape Diaz im Sperrgebiet. Neben der Piste liegen noch die alten Verbotsschilder “Achtung Todesstrafe bei Betreten ...” und wieder
zurück ins Hotel. Am Kap wurde 1988 aus Anlass der 500-jährigen Wiederkehr der ersten Landung durch Bartolomeo Diaz das “Diaz-Kreuz” aufgestellt.
Anschließend geht es zur Haifisch-Insel zum Lüderitz-Denkmal, dem Namensgeber der Stadt. Während des Hereroaufstands waren hier Gefangene untergebracht.
Ich traue beim Abendessen im Hotel meinen Augen nicht, als auf der deutschen Speisekarte (es gibt nur auf Anfrage eine andere) das Erdinger Weißbier für 18 N$ (ca. 2,30€) steht,
ausgeschenkt im Original-Weizenglas.
Also verzichte ich heute auf mein vorzügliches “Tafel”-Bier aus Windhoek (neben dem “Windhoek” eines der wenigen Biere außerhalb
Deutschlands, die nach dem bayrischen Reinheitsgebot von 1516 gebraut sind und auch so schmecken). Auch die Speisekarte könnte aus der Heimat sein.
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