Ausrüstung

Wie arbeitet man(n) denn nun die verschiedenen Utensilien auf bzw. versucht es zu tun, die man so fürs Reisen braucht bzw. meint, man könnte sie benötigen. Über diese Dinge möchte hier etwas erzählen. Manche Dinge sind für einen Hotelreisenden vielleicht überflüssig, aber doch für den nicht 20-Stunden-am-Tag-am-Strand-liegenden Touristen interessant.

Großer Rucksack: Lowe Alpine Far Horizon 65+20

Der Far Horizon ist ein sogenannter Kofferrucksack. Also eigentlich ein normaler Innengestell-Rucksack, der aber nicht von oben, sondern von vorne “beladen” wird. Er hat das sehr gute (durch Reißverschluss versteckbare) Tragegestell des Lowe Alpine Cerro Torre. Zusätzlich gibt es noch einen abnehmbaren Schultergurt und ein 20l Daypack. Ins große Fach kommt die sortierte Wäsche, ins untere Schlafsackfach verpacke ich die Hosen, Filme, Sandalen und das 2 .Paar Schuhe, dass ich gerade nicht trage. Das zum Rucksack gehörende 20l Daypack bleibt zu Hause. Auch nach 15 Jahren im Einsatz zeigt er noch keine Abnutzungserscheinungen. Das aktuelle Nachfolgemodell ist der World Traveller (der Travel Trekker hat kein abnehmbares Daypack).

In den Jahren 2012 und 2013 habe ich ein Ortlieb Duffle 85 im Einsatz gehabt. Die Problematik beim Rucksack war, dass er nicht wasserabweisend oder -dicht ist und dass ich Isomatte und Schlafsack meistens in einer zweiten Packtasche transportieren musste. Die Ortlieb-Tasche hat zwar ihren Zweck gänzlich erfüllt, war immer absolut wasserdicht, also eigentlich unkaputtbar, sie hat nur für meinen Einsatzzweck einen kleinen Schönheitsfehler: der geometrische Schnitt ist etwas ungünstig, sodass Isomatte und Schlafsack sehr viel Platz einnehmen und aus den 85l Volumen dann nur noch 60l Volumen geworden sind.

arcteryx_carrierSeit dem Jahre 2014 habe ich eine Arcteryx Carrier Duffle 100 im Einsatz (Bild links die “blaue Tasche”). Sie hat zwar 100l Volumen ist aber nur 680g schwer (Ortlieb Duffle 85 - 1400g; Lowe Far Horizon - 2900g).

Trotz ihres geringen Gewichtes hat sie 2 Trageriemen und hat den Belastungen bei 3 Wochen Trekking problemlos überstanden, auch wenn ich zunächst der Meinung war, mit der Gewichtseinsparung etwas übertrieben zu haben.

Im Unterschied zu den meisten normalen Trekkingtaschen hat sie getapte Nähte. Beim sehr nassen Einsatz am Thorong La in Nepal hat sie gezeigt, dass sie ihren Innenraum absolut trocken halten kann.

 

Tagesrucksack:

airzonebis 2007 Lowe Alpine Fly Wheeler 30 (rot im Foto oben)

Er ist eigentlich ein Fahrradrucksack, aber das war auch schon fast der Grund, warum ich ihn gekauft habe. Er ist nicht so breit geschnitten, links und rechts sind kleine “Gepäcknetze”, wo die Sigg-Flasche und die Sonnenmilch rein kann. Ebenfalls gibt es ein Netz für den Fahrradhelm, der bei mir oft die Jacke aufnehmen darf. Das innere wasserdichte Fach für einen Trinkbeutel dient bei mir zweckentfremdet für Sachen, die man schnell finden sollte. Ebenfalls hat er einen Regenüberhang.

seit 2008 Lowe Alpine Airzone Centro 27

Mein Fly Wheeler war mir im Aufbau zu weich, um ihn im gefüllten Zustand über mehrere Stunden bei Wanderungen zu tragen. Der Airzone Centro kann von oben und von der Seite über einen wasserdichten Reißverschluss beladen werden. Das Tragesystem ist höhenverstellbar, wobei man es eigentlich nur einmal einstellen muß. Er hat unzählige verschließbare Taschen und gregory_z30Befestigungsriemen, einen Regenschutz und sowenig Riemenüberhänge wie möglich.

seit 2014 Gregory Z30 Modell 2014

Mein Airzone Centro zeigte 2014 schon erste Auflösungserscheinungen, auch stellte ich fest, dass für meine Schultern das Tragesystem nur bei bestimmten Lasten einwandfrei funktioniert. Deshalb war ich auf der Suche nach einem ähnlichen Rucksack. Fündig geworden bin ich beim Modell Z30 des renommierten Rucksackhersteller Gregory.

 

Atmungsaktive Jacke:

bis 2006 Marmot Alpinist Lightweight Jacket (linkes Bild, mit müdem Krieger an der Lagune Las Torres (Torres del Paine NP, Chile)), 2006 - 2012 Arcteryx Theta AR, seit 2014 Arcteryx Alpha SV.

Chile_Argentinien_0058

Marmot Alpinist Lightweight (XL - 1040g)

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Arcteryx Theta AR  (XXL - 750g)

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Arcteryx Alpha SV (XXL - 570g)

Die Marmot-Jacke ist eigentlich eine Kombination aus 2- und 3-lagiger Gore-Tex-“Doppeljacke”, also eine Jacke, wo noch ein zweiter Reißverschluss für eine Fleecejacke dabei ist, was ich aber noch nie ausprobiert habe. Im Unterschied zu vielen anderen Jacken hat sie keinen Kragen und keine einrollbare Kapuze, d.h. die Kapuze hängt rum, wie beim altehrwürdigen Kinderanorak. Spätestens, wenn man aber einmal die Kapuze braucht, weiß man diesen Vorteil zu schätzen (alles ist mit einer Hand zu bedienen, was sich bei den wechselnden Winden bei meiner Patagonienreise bestens bewährt hat).

Da ich Jackentaschen an Stellen, wo Gurte (Hüftgurt, Sicherheitsgurt im Auto) vorbeigehen können, hasse, hab ich extra nach einer Jacke geschaut, die hoch angesetzte Taschen hat. Und dass zu allem Überfluss in diese wasserdichte (!) Tasche meine damals altehrwürdigen Nikon F70 mit Zoomobjektiv reinpasst, nehme ich gerne in Kauf.

Im Jahr 2006 bin ich auf die Arcteryx Theta AR Jacke umgestiegen (mittleres Bild). Nicht weil die Marmot Jacke irgendwelche Anzeichen von Altersschwäche gezeigt hätte (ich benutze sie auch 2015 noch), sondern weil die 3-lagige Gore-Tex-Jacke von Arcteryx trotz 3-Lagen um 400g leichter ist und auch wirklich regendichte Reißverschlüsse hat, die auch nicht dem Dochteffekt verfallen. Zwei Wochen vor meiner 2013er-Nepalreise hatte sich großflächig der Kleber an den Saumzügen gelöst, dies wurde aber von Arcteryx für eine fast 8 Jahre alte Jacke kostenlos und perfekt repariert! Manchmal hat es doch Vorteile, wenn man für eine Jacke ein paar Cent mehr ausgibt. V.a. wenn man bedenkt, dass die 2013 unmittelbar vor der Reise gekaufte Jacke nach der Reise schon ein Garantiefall war (Pilling im Endstadium), den Hersteller (keiner der oben genannten) verschweige ich lieber und es war keine Billigjacke.

Seit 2014 benütze ich eine Arcteryx Alpha SV (rechtes Bild), SV bedeutet dabei für den ”schweren Einsatz”, AR ist für den Allroundeinsatz gedacht. Die Alpha ist im Unterschied zur Theta (auch in der aktuellen Kollektion) aus einheitlich dickem Material, ist aber bei gleicher Größe 20% leichter und flexibler. Es hat sich in den letzten 10 Jahren (Gore-Tex-) Jackenbau doch sehr viel getan.

Wanderstiefel: Bis 2004 Meindl Borneo, 2004 bis 2012 Meindl Island Pro , seit 2013 Hanwag Bergell Top

Der Meindl Island Pro ist ein (mittel-)hoher Lederwanderschuh mit Gore-Tex-Membran, von manchen Reiseleitern auch scherzhaft als “Kinder-U-Boot” bezeichnet. Und was Schuh und Meindl bedeutet, muss ja wohl nicht mehr erzählt werden. Es gibt zwar viele Wanderer, die der Auffassung sind, Halbschuhe reichen für die meisten Wanderungen aus, dieser Meinung kann ich mir nach eigenen Erfahrungen nicht anschließen. Im unwegsamen Gelände reicht Trittsicherheit alleine nicht aus, der ganze Fuß muss hier unterstützt werden. Jeder, der schon mal Probleme rund ums Sprunggelenk hatte, weiß, wie labil die Gegend da unten ist (und vorher schon war). Wenn jemand wie ich schon mehrere Monate lang mit dem AOK-geh-frei (Krücken) vorlieb nehmen musste (ich war der Auffassung zwei Knochen mehr rund ums Sprunggelenk wäre mal auch nicht schlecht), ist froh über jede Unterstützung dort unten. Da mir der Meindl Borneo in den letzten Jahren treue Dienste erwiesen hat, ist er jetzt auf dem Altenteil für die nächsten Jahre, d.h., ich werde ihn Zuhause als Allzweckstiefel benützen (ich hasse den bergell_topTragekomfort von Sicherheitsschuhen). Auch nach 12 Jahren im Unruhestand erfreut er sich noch guter Gesundheit.

Da der Island Pro nach 10 Jahren in ein Alter kommt, wo bei geklebten Wanderschuhen der bekannte Bröseleffekt des Dämpfungskeils nicht mehr auszuschließen ist, war es mir für die 2013-er mehrwöchigen Trekkingtour zu unsicher, diesen dort zu benützen, auch wenn er sich noch in einem sehr guten Zustand befindet. Um diesen Bröseleffekt in Zukunft ausschließen zu können, habe ich mir einen zwiegenähten fast steigeisenfesten Wanderstiefel zugelegt. Es kosten zwar viel Aufwand, Zeit und Schmerzen bis solch ein Schuh wie der Hanwag Bergell Top richtig eingelaufen ist, aber dann möchte man ihn nicht mehr missen. Die Abbildung von Hanwag zum Schuh auf deren Homepage zeigt aber eine kleinere Schuhgröße, die Ösenverteilung entspricht bei Schuhgröße 10,5 die dem Bild des Hanwag Cima, also insgesamt 20 Ösen und nicht 16 wie im Bild. Das Bild links ist eine Aufnahme von mir zum Schuh.

Schlafsack:

Yeti Ei 800 (jetzt Sunrizer 800). Seit 2013: Roberts Voyager 800LW in Sonderanfertigung nach eigenen Vorstellungen.

Der Yeti ist wirklich noch Made in Germany (im Bild weiter unten rechts). Ein Daunenschlafsack (90/10-er, 650 cuin), der wie ein Ei geformt ist, d.h., man hat gerade an den “Schlafsackproblemzonen” Hüfte und Knie viel Platz. Man kann sich im Schlafsack drehen ohne dass der Schlafsack mitgeht. Auch für meine bisher kälteste Schlafsacknacht bei -6°C war er vollkommen ausreichend. Man sollte in einen Schlafsack nie im ausgekühlten Zusatz reinkriechen, denn dann ist die Gänsehaut vorprogrammiert. Wird es einem trotzdem noch kalt, lieber etwas über den Schlafsack darüberlegen (oder ein Inlett benützen) als sich wärmer anziehen. Denn dann muss man zusätzlich zur Luft auch noch die Kleider erwärmen.

Da mir der Yeti für -15°C zu unsicher war, wollte ich ihn zunächst mit mehr Daunen ausstatten lassen. Nach dem Prüfen der Kosten für Reinigung und Zusatzdaune waren mir diese Kosten für einen mehr als 10 Jahre alten Schlafsack zu hoch. Während der Suche nach Alternativen stieß ich in Internetforen auf die polnische Schlafsackmanufaktur Roberts, die auch Schlafsäcke nach Sonderwünschen fertigt und die bei der Qualität dort gerne mit den Platzhirschen Western Mountaineering und Valandre verglichen wird. Und die ganze Sache soll es auch noch zu vernünftigen Preisen geben. Da mich bis jetzt bei allen üblich kaufbaren Schlafsäcken der Umstand störte, dass man nur auf der Reißverschlußseite die Arme vernünftig aus dem Schlacksack nehmen konnte ohne den Schlafsack zu weit öffnen zu müssen, fragte ich dort an, ob beim gewünschten Schlafsack ein zweiter etwa 1/2m langer Reißverschluß möglich ist. Die Firma Roberts machte dies für fast keinen Aufpreis. Und man hat die Auswahl aus verschiedenen Längen und Breiten sowie Füllmengen und Daunenqualitäten und aus mehreren verschiedenen Farben, die man individuell kombinieren kann. Und was die Temperaturbereiche betrifft, bei meiner Reise 2013 waren Temperaturen unter -10°C problemlos im Schlafsack mit kurzer Unterwäsche zu ertragen.

Isomatte:

downmatkleinbis 2003: Therm-a-Rest Classic 190x65x3,5cm (Links)

Der Rat des Verkäufers beim Kauf der Isomatte war goldrichtig, lieber in die Breite als in die Dicke gehen.

seit 2004: Exped Downmat 9 DLX 193x65x9cm (Mitte)

Eigentlich hatte ich bei meiner Therm-a-Rest nur keine vernünftige Möglichkeit gefunden, den Kopf beim Schlafen abzustützen. Da sie auch nicht mehr die Allerdichteste war, habe ich mich nach was Neues umgeschaut. Die Schweizer Firma Exped (www.exped.ch) stellt Luftmatratzen mit Daunenfüllung her. Die Wärmeleistung soll die gleiche sein wie bei den Therm-a-Rest Matten mit gleichem Gewicht, soviel zu Werbung.

Nun meine Erfahrung dazu: Warum habe ich mich jahrelang auf eine Therm-a-Rest gelegt? Man liegt auf der Downmat wie auf einer Matratze (9cm Dicke lassen grüßen), durch die Luftmenge wird die Härte geregelt. Sie hat ein wesentlich geringeres Packmaß. Ist mit Packsack genauso schwer wie meine Therm-a-Rest ohne! Und sie hält die Kälte zurück. Einziges Manko: Das Aufpumpen dauert länger, dass kann man aber auch mit dem mitgelieferten Packsack machen.

seit 2014: EXPED DownMat UL 9 LW 197x65x9cm (Rechts)

Meine 10 Jahre alte Downmat hat im Jahre 2013 erste Undichtigkeiten gezeigt, d.h. je Nacht musste mindestens 1x nachgepumpt werden, sodass ich mich entschieden habe, eine neu Matte zu kaufen. Hierbei handelt es sich um die gewichtsreduzierte Variante der Downmat (dünneres Material und höherwertige Daunen).

cattleman Kopiebüffel KopieKopfbedeckung: Akubra Cattleman

Das australische Original. Zwar sauteuer, aber eine Anschaffung fürs Leben. Wasserdicht, nie mehr einen Sonnenbrand im Nacken oder an den Ohren (die zwei Problemzonen, die man gern zum Eincremen vergisst). Nach mehr als 15 Jahren zeigt er nun endlich die ersten Gebrauchsspuren. In Alaska hat er bei dreitägigen Dauerregen bewiesen, dass er absolut wasserdicht ist, auch wenn sein Gewicht um mehrere 100% zugenommen hat und er mehrere Tage nach totem Elch gestunken hat. Auch hat er schon Badeversuche im Salzwasser des Pazifiks schadlos überstanden.

Was denn nun noch als körpernähere Kleidungsstücke auf Reise geht, glaube muss man hier nicht erzählen. Eines sei aber hier gesagt, Fleece ist nur solange warm, wie kein Wind geht. Bei Wind sind 90% aller Sweatshirts wärmer.

 

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