29.06 / Tag 15: Concordia Camp - Broad Peak BC (4800m ü.NN)

Geplant ist es heute bis zum K2 BC zu gehen und nach einem Aufenthalt dort im Anschluss wieder zurück zum Broad Peak BC, um dort das Nachtlager aufzuschlagen.

Da die Wolken heute doch sehr tief hängen, hält uns diese unsichere Wetterlage von diesem Ansinnen ab. Wir beschließen stattdessen nur bis zum gut 3h entfernten Broad Peak BC zu gehen. Wobei ein BC in Pakistan im wahrsten Sinne des Wortes ein sehr dehnbarer Begriff ist, dies gilt v.a. für das Broad Peak BC. Alles was in unmittelbarer Nähe zum Fuß der Berge liegt, eine Steinanhäufung für das Nachtlager der Träger hat und sich nicht weit von einer “Wasserversorgung” entfernt befindet, geht hier im Karakorum als Basecamp durch.

Schwierig ist die Strecke zum Broad Peak BC v.a. am Anfang nach dem Concordia Camp, da hier die “Kollosionszone” von Baltoro und Godwin Austen Gletscher durchwandert werden muss. Dies ist der Bereich, wo sich die Eismassen der beiden Gletscher ineinander schieben.

Nach Verlassen des Camps geht es zunächst in nördlicher, anschließend in westlicher und nach der Bruchzone beider Gletscher wieder in nördlicher Richtung über einen geröllfreien weißen Gletscher. Dabei müssen auch wahre Eisrinnen gequert werden. Ist diese eishaltige Zone durchwandert, steigt die weitere Strecke auf der geröllhaltige Mittelmoräne des Godwin Austen Gletschers im weiteren Verlauf leicht an. Gerade aber die grobe Schotterauflage auf der Moräne erfordert dennoch bei jedem Schritt die volle Konzentration. Und mit meinen “reizbaren” Fersen nochmals mehr Aufmerksamkeit.

Zur Mittagszeit erreichen wir das Basecamp. "Unser” Broad Peak BC befindet sich fast 30min vom eigentlichen BC entfernt, da von unserem Platz der Godwin Austen Gletscher einfacher in Richtung Pastore Peak BC gequert werden kann. Das “wirkliche” Basecamp sehen wir von unserem Basecamp aus nicht. Wobei dieser “Sicherheitsabstand” zum wirklichen Basecamp hat seinen Zweck: jeder Tourist ist und bleibt ein unkalkulierbares Infektionsrisiko für die Gesundheit der potentiellen Achttausenderbezwinger.

Wir sind die Einzigen weit und breit. Nur das Wetter ist eher bescheiden, vom kaum mehr als 5km entfernten K2 ist wegen der tief hängenden Wolkendecke nichts zu sehen, auch die Sicht zurück zum Concordiaplatz ist heute eher grauweiß in weißgrau gehalten.

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Blick vom Broad Peak BC nach Süd in Richtung Concordiaplatz - rechts neben dem linken Zelt der Upper Baltoro Gletscher, in Bildmitte der Vigne Gletscher (Weg zum Ali Camp und Gondogoro La) und ganz rechts hinter dem dunklen Bergausläufer das Concordia Camp und der Baltoro Gletscher

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Broad Peak BC - “mehr K2 ist heute aktuell noch nicht drin”

Nach dem Mittagessen setzt zunächst leichter Graupelschauer und in den Abendstunden dann auch Schneefall ein. Bereits zum Mittagessen entscheiden wir, dass wir erst morgen zum K2 BC und anschließend sofort zum Pastore BC gehen wollen. Die Wetterlage ist einfach zu unsicher und nur zum K2 zu gehen um sagen zu können, man war da, muss jetzt auch nicht sein.

30.06 / Tag 16: Broad Peak BC (4800m ü.NN)

Zehn Zentimeter Neuschnee am Morgen, leichter Schneeschauer und komplett bedeckt, damit steht fest, dass wir heute nicht zum K2 BC wandern werden.

Bei gleicher Neuschneelage hätte man in Nepal nicht einmal mit der Wimper gezuckt, aber hier sind 10cm Neuschnee ein No-Go. Schon bei dieser Auflage sieht man den Verlauf des Pfades nicht mehr und v.a. auch keine Eisplatten, geschweige denn die Gletscherspalten. Die großen Steine verhindern zusätzlich die Benutzung von Steigeisen, folglich bleiben wir zunächst im Camp.

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Broad Peak BC: Ein Träger, Mehdi, Purman und Karim beim Chapati-Zubereiten

Bis Mittag ändert sich kaum etwas an der “Großwetterlage”, erst etwa ab 13:30 Uhr verbessert sich die Sicht dann deutlich.

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 Oben 13 Uhr, Mitte 14:15 Uhr, Unten 17 Uhr: Blick vom Broad Peak BC in Richtung Concordiaplatz - der Upper Baltoro Gletscher, in Bildmitte nach rechts der Vigne Gletscher

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Broad Peak BC - Blick nach Westen zum Marble 6017m

Guide Hamid und Koch Karim machen sich auf zum “Verwandtenbesuch” ins kaum 30min entfernte wirkliche Broad Peak BC. Den ganzen Tag sehen wir einen einzigen Bergsteiger, der mit einer Begleitperson auf dem Rückweg vom Broad Peak BC nach Urdukas oder Paiju ist. Er hat sich in den letzten Tagen einen Höhenhusten eingefangen und kann ohne sich vorher auszukurieren damit unmöglich auf den 8051m hohen Broad Peak steigen.

Schon nach zwei Sätzen in seinem Englisch mit eindeutigem süddeutschen Lokalkolorit sage ich zu ihm, dass er ruhig auf Fränkisch weiterreden darf, da alle Nichtpakistani hier problemlos Fränkisch verstehen.

Gegen 15 Uhr reißt dann die Wolkendecke deutlich auf, zunächst ist der Broad Peak wolkenfrei und wenig später hat auch der K2 nur noch eine kleine Wolkenschicht, der Gipfelbereich ist komplett ohne Wolken.

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Broad Peak BC - Blick nach Ost: Broad Peak (8051m)

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Broad Peak BC - Blick nach Nord: K2 (8611m)

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Broad Peak BC - Blick nach Nord: Angel Sar (6858m) und K2 (8611m)

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Broad Peak BC - Blick nach West: Khalkhal-Gletscher und rechts der Fuß des Pastore Peak

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K2 (8611m) und Broad Peak (8051m) vom Broad Peak Base Camp aus

01.07 / Tag 17: Broad Peak BC - Pastore Peak BC (5100m ü.NN)

Geplant waren ursprünglich 4 Tage vor Ort hier am Fuße und an irgendeinen dieser Tage am Gipfel des Pastore Peaks zu gelangen. Durch den um einen Tag verlängerten Anmarsch bis zum Concordiaplatz, d.h. statt der ursprünglich geplanten Horroretappe Paiju-Urdukas sind wir ja “zweigeteilt” die Strecken Paiju-Khorbutse und dann Khorbutse-Urdukas gegangen, und durch den wetterbedingten Ruhetag am Broad Peak BC haben wir davon bereits 2 Tage verbraucht. Wobei "verbraucht" eigentlich falsch ist, da die Wetterbedingungen der letzten beiden Tage keinen Aufstieg auf den 6137m hohen Pastore Peak erlaubt hätten.

Zusätzlich hat sich Inna eine Erkältung eingefangen. Wir beschließen zunächst etwas zu warten und erst mit einer Verspätung zu starten.

Um zum Pastore Peak BC zu gelangen, wobei wir uns aus Gründen der Zeitersparnis am “Bergtag” hier eine höher gelegene “Basecamp-Variante” direkt am Ende der Gletscherzunge des Khalkhal-Gletschers herausgesucht haben, muss zunächst ein zur Gänze vereistes Gletscherfeld gequert werden. Bereits vor dem Start hat sich HAP Purman meinen Eispickel geschnappt, den er für die Eisetappe brauchen wird.

Die Bergkämme des zu querenden Eisfeldes haben schnell einmal 50m Höhe. Purman findet aber einen Weg durch die “Eiswüste”, den auch die steigeisenlosen Träger mit wenig Gefahr meistern können. Wobei mir Purman und Koch Karim davon abraten hier bereits Steigeisen zu verwenden, da sie die Ansicht vertreten “zu gute Ausrüstung” vermittelt zu schnell zu viel Sicherheit und kann zu schnell zu Leichtsinn führen.

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Godwin Austen Gletscher: Gletscherquerung zum Khalkhal-Gletscher, Blick zurück nach Südost zum Broad Peak BC

Obwohl die Strecke zwischen beiden Basecamps kaum mehr als zwei Kilometer beträgt, dauert es doch gute zwei Stunden bis wir am Lager ankommen. Nur irgendwie wirken alle heute etwas verschlafen, denn nach dem Mittagessen wird es ruhig im Basecamp. Macht es die zusätzliche Höhe mit jetzt schon über 4900m. Auch andere Menschen sind nirgendwo zu sehen.

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Pastore Peak BC: Blick nach Westen zum Ende des Khalkhal-Gletscher

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Pastore Peak BC: Blick nach Südsüdost zum Upper Baltoro-Gletscher, zur Gasherbrum-Gruppe und dem Baltoro Kangri im Hintergrund

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Pastore Peak BC: Blick nach Ost zum Broad Peak (8051m)

Zur Mittagszeit wird aus dem bisherigen sonnigen Wetter wieder regnerisches Wetter, z.T. auch mit Graupelanteil. Am späteren Nachmittag hellt es wieder deutlich auf, um abends wieder sehr wolkig zu werden.

Da schon die umgebenden Berge unterhalb von 6000m in den Wolken liegen und Inna ihre Erkältung noch nicht gänzlich ausgestanden hat, beschließen wir, dass wir heute Nacht definitiv nicht in Richtung des Gipfels des Pastore Peak starten werden. Es sind dorthin mehr als 1000 Höhenmeter, größtenteils im Schnee und Eis, ungespurt und niemand kennt den wirklichen Vereisungszustand in der Gipfelregion.

Auch mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Pastore Peak nicht unbedingt sein muss, somit kann ich mich schnell mit dieser Lösung abfinden. Bereits im Vorfeld der Reise war vereinbart, dass ich nur dann den Pastore Peak in Angriff nehmen werde, falls alle Rahmenbedingungen passen würden.

02.07 / Tag 18: Pastore Peak BC - Concordia Camp (4650m ü.NN)

Heute ist wieder ein sehr bedeckter Himmel, auch die Gipfelregion des Pastore Peaks ist nicht zu sehen. Folglich beschließen wir, dass es heute wieder zurück zum Concordia-Camp geht, Pastore Peak ist nicht! Da wir damit wieder einen zusätzlichen Sicherheitstag gewonnen haben, geht es erst Morgen in Richtung des Upper Baltoro Gletschers zum Gasherbrum BC und nicht sofort in einer einzigen Etappe.

 

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