Anschließend geht es im Wald 400m Höhenmeter auf einen Trampelpfad hinauf, bis man am Aussichtspunkt angelangt.
Der Gletscher hängt eingezwängt zwischen den Bergen und an seiner Vorderkante strömt Eis (nicht Wasser) heraus, das über das untere Eisfeld in die Gletscherlagune gelangt.
Bis 1960 war der Gletscher vom Eisfeld unten bis nach oben geschlossen. Aber das bis heute stärkste Erdbeben weltweit in der Nähe des Vulkan Puyuhue (Wert 8,4 auf der Richterskala, ca. 500km
von hier entfernt) hat in “abbrechen” lassen.
Wie schon am Perito-Moreno-Gletscher, so kann man auch hier das Gewitterdonnern des Gletschers hören. Da ich mich beim Aufstieg als “Bergziege” sehr beeilt habe, gibt es diesen
Anblick für mich fast eine Stunde ganz alleine.
Anschließend geht es wieder zurück nach Puyuhuapi zum Kaffeetrinken ins Café Rossbach. Es gibt Mokkatorte oder Schwarzwälder-Kirsch zum Kaffee.
Die vier sudetendeutschen “Gründerfamilien” von Puyuhuapi hatten sich die Entwicklung ihres Ortes vor 65 Jahren sicherlich anders vorgestellt, aber der 2.Weltkrieg machte ihnen
einen Strich durch die Rechnung. Heute sind nur noch wenige der 600 Einwohner deutschstämmig. Was geblieben ist, ist die über die chilenischen Grenzen bekannte Teppichfabrik des Walther Hopperdietzel (nach ihm wurde
auch die Brücke des Ortes benannt).
Seine Nachfahrenfamilie Hopperdietzel-Flack betreiben sie auch heute noch (siehe unter www.puyuhuapi.com). Für gut 100US$ gibt es einen Quadratmeter
handgewebten Schafwollteppich, egal nach welchem Muster, Lieferzeit etwa 2-3 Monate, weltweit).Genau diese Teppichmanufaktur wollen wir uns nach der Kaffeepause anschauen. Der Chef persönlich führt uns durch sein
Unternehmen.
Bis zum Abendessen vertreibe ich mir die Zeit noch mit einem ausgiebigen Stadtrundgang. Rege Betriebsamkeit herrscht am Feuerwehrhaus mit dem japanischen Nissan Feuerwehrauto, das Einzige
weit und breit. Der Traum der Feuerwehrleute wäre aber ein deutsches Feuerwehrauto.
Was nicht nur mir hier sehr stark auffällt, ist die große Diskrepanz zwischen Mountainbikes in Hülle und Fülle und der allgegenwärtigen Unordnung bei den chilenischen
Mitbürgern. Auch wenn die Chilenen nicht so sehr auf die Handwerksqualität bedacht sind, für Unordnung sind sie eigentlich nicht bekannt.
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