Tag 5: Lauca Nationalpark
Außer dass es mit minus 4 °C in der Nacht nicht gerade warm war, hat sich von einer Höhenkrankheit bei mir nichts blicken lassen und das ohne der Mithilfe von Tabletten oder anderen
“Hausmittelchen”. Nach dem Früh- stück soll es heute in den Lauca Nationalpark gehen, dessen Natur einzigartig sein soll.
Vorher heißt es noch gut 1000 Höhenmeter zu gewinnen, denn der Park liegt auf fast 4600m. Auf dem Weg dorthin machen sich auch die ersten komischen Pflanzen sichtbar. Wie Felsen sehen die
leuchtend grünen Vareta-Pflanzen aus. Auf einem Felsenfeld etwa 100 Höhenmeter über der Straße sind besonders schöne Exemplare zu sehen.
Aber soll ich mir auf 4000m noch zusätzliche 100m antun, der Rest der Truppe verweigert zu Fuß schon jeden zusätzlichen Höhenmeter, der Tipp von Marcus, dass man von oben die Wahrzeichen des
Parks sehen kann, die schneebedeckten Vulkane Pomerabe und Parinacota, beide gute 6000-er, treibt aber meinen Ehrgeiz an. Die 100 Höhenmeter bringen mich aber so außer Atem, wie bei uns fast 500 Höhenmeter. Aber
dafür werde ich mit einem fast wolkenlosen Ausblick auf die Vulkane belohnt.
An einer kleinen Lagune sehen wir die ersten Vizcachas, die wilden Verwandten der Chinchillas. Fast an jedem Wasserlauf gibt es Vicuñas, die Wildform der Lamas oder einfach zu heiß
gewaschene Guanakos. Weiter geht die Reise zu den verschiedenen Aussichtspunkten auf die beiden Doppelvulkane.
rechts:Viscunas (im Vorder- und Hintergrund) äsen vor dem Panorama des Parinacota (6330m)
Schon irgendwie bizarr die Landschaft hier. Auf Matterhornhöhe grasen die Lamas und Vicuñas und im Hintergrund thronen die zurzeit nicht aktiven Vulkane.
An den Lagunas de Cotacotani vorbei geht es zum höchstgelegenen See der Welt auf 4570m, dem Lago Chungara. Dort machen wir Mittagsrast und in der Truppe wird es sehr ruhig, denn so ziemlich
jeder hat mit der Höhe zu kämpfen. Es kommt zu Aussagen wie: “Um Dich rum gehe ich noch, aber keinen Meter Höhe”. Man beschränkt sich nur noch aufs Wesentliche.
Wenn man in seinen eigenen Körper reinhören könnte, dann würde man jetzt wohl folgende “Funksprüche” hören: “Großhirn an Kleinhirn
: Soll unser Mensch einen Spaziergang machen?” - “Kleinhirn an Großhirn: Warum eigentlich nicht?”- “Magen an Großhirn
: Hab grad kaum was zu verdauen, von mir aus kann er!” - “Auge an Großhirn: Herrliche Landschaft hier, also auf gehts” - “Kreislauf an Großhirn: Ich weiß zwar net, was Ihr wieder für einen Schmarren vorhabt, ich mach aber trotzdem mit” - dann ein verzweifelter Ruf aus dem Hintergrund: “Bein an Großhirn, Bein an Großhirn: Sag mal, seit Ihr alle bescheuert, habt Ihr alle die
Dummheit mit dem Löffel gefressen, Ihr könnt mich mal kreuzweise den Buckel runterrutschen, ich mag net, hab keine Lust!”.
Vereinfacht: Auch wenn die Gegend traumhaft ist, will man auf Unnötiges verzichten. Der Verstand u.U. will, nur das Fleisch will nicht.
Nach sekundenlangem guten Zureden von Großhirn, Kreislauf und Co, lassen sich die Beine doch zu einem Spaziergang überreden.
Da ich aber beim “Spaziergang” am See entlang etwas mit dem Trinken gegeizt habe, machen sich auch bei mir leichte Kopfschmerzen bemerkbar.
Durch noch rechtzeitigen Flüssigkeitsnachschub die einzigen wirklichen Höhenprobleme bei mir, mal von der durch die dünne Luft hier eingeschränkten Leistungsfähigkeit abgesehen.
Ich hatte zwar mit mehr gerechnet, aber irgendwann erwischt es auch mich noch (P.S.: Und ganz anders wie erwartet).
Da wir ja nach Bolivien nicht einreisen können, heißt es nun umkehren. Auf dem Rückweg nach Putre, wo wir auch heute wieder übernachten werden, genehmigen wir uns noch einen Abstecher in den
Ort Parinacota, einem Indiodörfchen typisch für das Altiplano.
So geht es wieder 1000 Höhenmeter talwärts nach Putre. Auch heute sehen wir wieder die irgendwie verrückten Lastwagenfahrer hier mit Ihrer schier lebensmüden Fahrweise.
Machen sie vorher noch ein kleines Gebet an die “Pacha Mama”, die Mutter Erde, so fahren sie danach einen mörderischen Fahrstil mit Ihren Lkws,
nach dem Motto: “Nach mir die Sintflut!”.
Tag 6: Putre - Arica
Heute geht es wieder zurück nach Arica, also runter ans Meer. Aufgrund der nicht möglichen Einreise nach Bolivien haben wir heute Nachmittag etwas Zeit.
Diese nutzen wir zum Besuch der Pelikane am Fischereihafen Aricas und zu einem ausgedehnten Stadtbummel in der 180000 Einwohnerstadt. Am
Abend geht es zum Abendessen in eine Pizzeria.
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