In Santiago haben wir nun 4 Stunden Zeit bis zum Weiterflug ins nördliche Arica. Es glaubt mir zwar keiner von den Mitreisenden, dass wir dabei noch jeweils eine Zwischenlandung in Copiapo
und Iquique machen werden, aber bei 3 Zusatzmahlzeiten bei den Zwischenflügen kann sich doch dann jeder vom Gegenteil überzeugen lassen.
Kaum gelandet in Arica, erwartet uns schon die erste Überraschung. Neben der Ankunftshalle stehen doch zwei bekannte Gesichter, die wir eigentlich erst bei der Landung beim Weiterflug ins
bolivianische La Paz sehen sollten: Es sind unsere beiden Reiseleiter Sandra und Marcus, die mir bereits durch einen Gästebucheintrag auf meiner Homepage und anschließenden Emailaustausch bekannt sind. Aber was
machen die denn in Arica? Eigentlich sollen wir doch in Arica nur Zwischenübernachten und dann nach Bolivien weiterfliegen.
Dieser Umstand löst sich aber sehr schnell auf: Sie haben schon mehrere Tage versucht nach Bolivien zu kommen, wegen der Unruhen in Bolivien war dies aber nicht möglich (Anmerkung: Wir sind
am 27.09.2003 in Arica gelandet. Zu diesem Zeitpunkt gab es zu den Unruhen in Deutschland keine Meldungen. Eine Reisewarnung vom Auswärtigen Amt kommt erst Wochen später. Wir hätten zwar in La Paz landen können,
wären aber u.U. wochenlang in der Stadt fest gesessen).
So wird es also nichts mit einer Landung auf dem höchstgelegenen internationalen Flughafen der Welt (4200m). Statt dessen wollen wir einen Tag länger im wunderschönen Lauca-Nationalpark
bleiben und uns einen Aufwärmtag in Arica gönnen. Nachdem wir unseren Begrüßungstrunk (Pisco Sour, was sonst in Chile) erhalten haben, können wir uns mit unserem Arbeitspferd El Mallcu, einem umgebauten 1824-er Mercedes-LKW, vertraut machen, man sieht im seine 10 Wochen Reiseerfahrung noch nicht an. Anschließend geht es ins Hotel
nach Arica. Nach einer duftmäßigen Generalinstandsetzung und etwas Verschnaufpause gönnen wir uns ein frühzeitiges Abendessen (19.30 Uhr ist in Südamerika fast das Ende der nachmittäglichen Kaffeepause).
Tag 3: Rund um Arica
Anscheinend hat mein Verstand nicht kapiert, dass er eigentlich 6 Stunden Jetlag zu überstehen hätte, denn anders kann ich mir nicht erklären, dass ich problemlos einschlafe und wie gewollt
um 7.30 Uhr ohne Wecker aufwache.
Als Erstes wollen wir uns heute das Archäologische Museum im Valle de Azapa (Museo Arqueologico San Miguel de Azapa) anschauen, wo vieles zu den prä- kolumbianischen Kulturen des Nordens
Chile ausgestellt ist.
Anschließend soll es zum El Morro gehen, dem “heiligen Hügel” der Chilenen, wo sie im Salpeterkrieg die Bolivianer vertrieben und den heutigen Norden Chiles einverleibt haben.
Lange hat man sich darum gestritten, in welche Richtung die Christusstatue auf dem Morro schauen soll, Richtung Meer (wie jetzt) oder Richtung Dreiländereck Peru-Bolivien-Chile.
Den Nachmittag nutzen wir zu einer Fahrt an die Südküste von Arica zu den Guano-Felsen der Vögel. Ich hätte nie geglaubt, dass Vögel soviel Sch... bauen können. Und vor allem, dass es dort
vogelische Zeitgenossen gibt, die meinen uns deutschen Touris von Ihren Exkrementen auf unserer Kleidung teilhaben zu lassen. D.h. heute Abend steht schon mal der erste (Kleider-)Waschtag an.
Zum Abendessen geht es ins “Bavaria”, einem “bayrischen” Restaurant, Teil einer chileweiten Restaurantkette.
Tag 4: Arica - Putre (3600m ü. NN)
Beim Verlassen der Großstadt Arica fällt uns erst die wirkliche Lage der Stadt auf. Ähnlich wie z.B. in Lüderitz (Namibia) gibt es zunächst rund um die Stadt nichts als Wüste. Nur das bereits gestern von uns besuchte Azapa-Tal und das Lluta-Tal (sprich “Juta”) bringen einen fruchtbaren und grünen Streifen in das Braun aus Sand und Fels. Nur an ganz wenigen Tagen im Jahr kommt es hier zu Regentropfen.
Das Lluta-Tal ist die “Kornkammer” von Arica. Von hier aus startet die Reise in den Lauca Nationalpark an die chilenisch bolivianische Grenze. Bis zum Ort Poconchile bleibt man
im Tal. In diesem kleinen Ort befindet sich eine der ältesten Kirche der Umgebung. Der Kirchenattrappe, es steht eigentlich nur noch die Vorderfront (Bild links), angegliedert ist ein Friedhof, wo auch Personen der
letzten großen Malariaepidemie beerdigt sind. Irgendwie paradox in dieser regenarmen Gegend.
Stück für Stück gewinnen wir mit unserem LKW an Höhe, alle 500 Höhenmeter ist eine Trinkpause vorgeschrieben, denn kaum einer von uns hat sich jetzt in solche Höhen vorgewagt.
Je höher man kommt, desto vielfältiger wird die Vegetation. Auch sehen wir schon die ersten Kandelaberkaktus, die hier teilweise bis zu 5m hoch werden.
Der erste Ort, den wir zu Gesicht bekommen, ist Socoroma auf 3060m Höhe. Kaum schaut man in das in einem Tal gelegene Örtchen, so sieht man das grüne Tal, in dem auch Ackerbau betrieben wird
(von den Anden kommen ja genügend Niederschläge). Bereits vorher haben wir eine wiederaufgebaute vorkolumbianische Festungsanlage (Fachbegriff Pucara) besichtigt.
Der “Altiplano-Highway” (Alti = hoch, plano = eben) ist in seiner Streckenführung stark der Landschaft angepasst. Mir ist bis zur bolivianischen Grenze auf 4600m ü. NN nur eine
kleine Brücke und kein Tunnel bekannt.
Am zeitigen Nachmittag kommen wir in Putre an, von der Lage ähnlich wie Socoroma, nur doppelt so groß und 500 Höhenmeter weiter oben. Über den Ort “wachen” die Nevados de Putre
mit ihren fast 6000m Höhe. Der Ort selbst strotzt nur so von Grünflächen und Bächen.
Aber bei den 100m “Rucksackschleppen” bis zum Zimmer bzw. Hütte macht sich doch die Höhe langsam bemerkbar, man braucht einfach mehr Luft.
Die verbleibenden Sonnenstrahlen und damit auch die 20°C nutzen wir noch zu einem Bummel durch die Stadt. Bei der Rückkehr zu unserer Hosteria strahlen die Nevados de Putre im schönsten
roten “Alpenglühen”, wie nicht unschwer am linken Bild erkennbar ist.
Nach dem Abendessen kann ich nun getrost der Dinge warten, was mir die Höhenanpassung diese Nacht bringen wird. Üblicherweise beginnen die wirklichen Höhenprobleme in der Nacht.
Schau’mer mal.
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