Brasilien/Bolivien 2005 (+ Lauca NP in Chile)  

“Zu den großen Wassern”

iguazu

Auf dem Landwege vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean

Eine nicht ganz alltägliche Reiseroute ist der Landweg von der Atlantikküste Brasiliens bei Paranágua im Bundesstaat Paraná über die Iguacu-Wasserfälle, durch das größte Überschwemmungsgebiet der Erde das Pantanal und das Altiplano, das Hochland Boliviens zum Pazifik im chilenischen Arica. Da mich “Pseudo-Stopover”-Reisen mit 2-3 Tagen an einem Ort und dann weiter im Flugzeug zum nächsten “Highlight” nicht (mehr) begeistern können, kam die 36 -tägige Reise “Zu den großen Wassern” des schwäbischen Veranstalters Kondor-Tours meinen Reisevorstellungen sehr entgegen.

Bis auf eine ca. 600km lange Flugverbindung vom bolivianischen Puerto Suarez an der brasilianischen Grenze zur bolivianischen Wirtschaftsmetropole Santa Cruz wird die Strecke in einem vom Veranstalter selbst aufgebauten Reise-LKW zurückgelegt. Diese Flugverbindung ist aber zwingend notwendig, da aufgrund der unplanbaren bolivianischen Bombenkraterverhältnisse (Schlaglöcher wären da wahrscheinlich eine Verniedlichung) auf der Landstrecke zwischen den beiden vorgenannten Orten die Reise sich leicht um 1-2 Wochen verlängern könnte. Die Übernachtungen finden sowohl in Zelten als auch in Hotels statt.

Da inzwischen die letzten Reiseerfahrungen verdaut sind, werde ich auf den nächsten Seiten versuchen, diese Dinge auch an Euch weiterzugeben. Mir bleibt die Hoffnung, Euch durch vernünftige Fotos und mehr durch die Schilderung von nur abenteuerlichen Erlebnissen (wo man halt die Grenze für Abenteuer setzt, aber die Reise läuft ja -zum Glück nicht zu Unrecht- als “Abenteuerreise”) und weniger durch abenteuerlichen Satzbau und Grammatikverständniss (frei nach dem Motto: “Der Genitiv ist dem Dativ sein Tod.”) einen kurzweiligen Reisebericht von zwei gegensätzlichen Reiseländern bieten zu können. Auf der einen Seite ist hier das quirlige und riesige Brasilien zu sehen, auf der anderen Reise das ärmste Land Südamerikas, Bolivien, mit seinen grandiosen Naturlandschaften. Aber um dieses genauer zu schildern, soll der nun folgende Bericht herhalten.

Tag 1: Wie aus einer Anreise nach Brasilien eine “Happy Hour” in Frankfurt werden kann!

Oder die Möglichkeit 3 Flugzeugstarts zum Preis von einem zu erhalten und dabei die Startbahn West in Frankfurt von einer ganz neuen Seite sehen zu dürfen.

Um aber soweit zu kommen, braucht es zunächst die Anreise zum Rhein-Main Flughafen nach Frankfurt. Da der Zubringerflug aus Nürnberg mit der Lufthansa um mindestens 29€ billiger ist als der billigste Flug mit Air Berlin ab Nürnberg (d .h. er kostet nix), der Zug aber Aufpreis kostet, steht für mich außer Frage, die Flugpassagierzahlen der Lufthansa um den Wert 1 zu erhöhen. Eigentlich war durch den Rückflug der Wert 2 geplant, aber dieses wird nicht im Sinne der Lufthansa sein, dazu aber mehr am Ende dieser Reise.

Ohne Probleme verläuft sowohl die Anreise am Nachmittag nach Nürnberg als auch der Flug nach Frankfurt. Hier heißt es zunächst warten auf den 12stündigen Anschlussflug mit der brasilianischen Fluglinie und Star Alliance Mitglied VARIG in die brasilianische Metropole Rio de Janeiro. Hier würde es dann mit einem Anschlussflug in die Industriestadt und mit vielen Umweltpreisen ausgestattete Millionenstadt Curitiba im Bundesstaat Paraná weitergehen.

Die ersten Leidensgenossen/Innen der 10-köpfigen Gruppe an Reisekameraden und Reisekameradieschen für die nächsten gut 5 Wochen treffe ich bereits am Gate vor dem Flugzeug, sodass hier schon mal die ersten Beschnupperungen beginnen können. Für den Flug werden wir wieder getrennt sein, da ich mir vorgenommen habe die Interkontinental-Flüge in der Business-Klasse zu fliegen.

Für Varig-Verhältnisse pünktlich beginnt das Boarden 30 Minuten vor Abflug. Da es aber nun bereits fast 23 Uhr ist, sind Verhandlungen meinerseits mit den eigenen Schlafbedürfnissen erfolglos, sodass ich bereits das Abrollen vom Gate nur noch im Halbschlaf mitbekomme. Irgendwann danach (das können 10 Sekunden oder 10 Minuten sein) bekomme ich eigentlich nur mit, dass sich die Triebwerksgeräusche schlagartig deutlich verringern, auch die Rollgeschwindigkeit des Flugzeugs steht dem in nichts nach. Da ich im Halbschlaf immer noch davon ausgehe, das Ende eines Triebwerktests auf dem Taxi-Way zur Startbahn erlebt haben zu dürfen, eröffnen sich beim Blick aus dem Fenster ganz neue Aussichten am Rhein-Main-Flughafen. Überall sind Schrebergärten zu erkennen und von sonstiger Beleuchtung gibt es kaum etwas zu sehen. Erst als das Flugzeug eine 180°-Kehre macht, erkenne ich den wahren Grund: Das war das Ende eines Startabbruchs auf der Startbahn West. Aber der Pilot versucht es gleich wieder von Neuem. Keine 20 Sekunden nach Beginn des zweiten Starts wieder ein Startabbruch. Diesmal geht es aber im Anschluss auf eine Abstellfläche im westlichen Bereich des Flughafens. Nun heißt es warten auf die Reparaturtruppe und hoffen, dass wir trotz Nachtflugverbot doch noch starten können/dürfen. Geschlagene 2 Stunden beschäftigen sie sich mit dem rechten Triebwerk der MD11.

Gegen 2-3 Uhr morgens können wir endlich starten, die Stewardessen haben das Essen bereits während der Wartezeit verteilt, sodass sie jetzt ihre Ruhe haben (und den Service ganz einstellen). Der Anschlussflug in Rio ist aber in unerreichbare Ferne gerückt. Der Rest des Fluges vergeht im wahrsten Sinne wie im Schlaf. Wenn aber die Varig immer 3 Anläufe braucht, um in die Luft zu kommen, dann wundert es mich nicht, dass sie sich im Sommer 2005 unter Gläubigerschutz gestellt haben.

 

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