Tag 24: Potosi - Stadt des Silbers

Potosi, die Stadt des legendären Silberrausches im 16.Jahrhundert. Dieselbe Stadt, die damals den Reichtum der spanischen Krone begründet hat, die die Eskapaden des Sonnenkönigs Ludwig XIV in Frankreich erst ermöglicht hat. Potosi, eine Stadt, die im 17.Jahrhundert doppelt so groß wie London und Paris und noch zu Beginn des 19.Jahrhunderts die wohl reichste Stadt der Welt war. Was ist aus Ihr geworden und woher kommt ihre Größe?

Wenn man von Potosi spricht, dann redet man vom “reichen Berg”, dem “Cerro Rico”, ein Berg von den man meinen könnte, er wäre nur aus Silber. Ein Berg, der in den letzten 450 Jahren 400m seiner Höhe und 60.000 Tonnen seines Silbers hergegeben hat. Ein Berg, der nahezu 8 Millionen Menschen beim Abbau des Silbers das Leben gekostet hat. Ein Berg, durchlöchert wie Schweizer Käse von unzähligen Minen. Ein Berg, wo es keine Abbaukarten gibt und wo man 2 Tage brauchen würde, um über Stollen von einer Seite zur Gegenüberliegenden zu gelangen.

Genau dieses Phänomen wollen wir uns heute morgen auf einer Minentour ansehen. Noch heute arbeiten fast 10.000 Mineros in einigen Dutzend Kooperativen mit Mitteln, wie sie auch schon seit Urzeiten benutzt werden. Einzig das Dynamit erleichtert ihnen die Arbeit. Die Sprenglöcher werden mit Hammer und Meisel gegraben, auch das Silber auf diese Weise abgebaut.

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Potosi -  Cerro Rico, wie setzt man ein Sprengloch

Mit Lehmsäcken trägt man das Erz aus dem Berg, von Mechanisierung keine Spur. Viel zu teuer oder meiner Meinung nach ABM-Maßnahmen, um die Arbeitslosenquote in Bolivien unter 50% zu halten. Dieses Festhalten an Anachronismen ist wohl auch ein Grund für die Armut Boliviens, von den Bodenschätzen her sicherlich nicht.

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Potosi -  Cerro Rico, Eingang zu einer von unzähligen Silberminen

Um den Alltag im Berg ertragen zu können, haben die Mineros die ganze Zeit ihre Kokabacke und der Schnaps wird 96%-tig getrunken, denn je reiner die Spende an den Berg ist, desto reiner ist auch das gefundene Erz, so ihre unbelehrbare Meinung.

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Potosi -  Cerro Rico, nicht Mondbasis Alpha 1 sondern einige aus unserer Reisegruppe in “Sicherheitsausrüstung”

Gut 300.000 Tonnen Silber soll der Cerro Rico noch beheimaten. Ein kanadischer Konzern hat sich vor einigen Jahren angeboten, den Berg binnen Jahresfrist abzubauen. Aber was macht man dann mit den 50.000 zusätzlichen Arbeitslosen in Potosi? Die Mineros sind ja Bolivianer, und wie ich schon erwähnt habe, Bolivianer haben 2 Dinge im Überfluss, Zeit und Steine. Somit hat man aus Angst vor der kochenden Volksseele dieses Ansinnen wieder fallen gelassen.

Im Anschluss an die Minenführung (in 4300m Höhe eine wahrlich atemberaubende Angelegenheit) statten wir der Moneta, der ehemaligen Münzprägestätte einen Besuch ab. Heute ist sie nicht nur ein Silbermuseum, sondern fast schon die bolivianische Ausgabe des “Louvre”.

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Potosi - Blick auf den Cerro Rico, 4600m

Nach dem Mittagessen führen wir noch einen kleinen Stadtrundgang durch, geplant war zwar einer über 2 Stunden, aber die Höhe macht doch den meisten zu schaffen.

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Potosi - Plaza mit Bäumen auf über 4000m

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Potosi - Gebäude an der Plaza

Meine Belastbarkeit ist zwar auch deutlich eingeschränkt, ich hab aber ab heute die ehrenvolle Aufgabe hier in der Höhe auf zwei kreislaufmordenden Fronten kämpfen zu dürfen. Zu allem Überfluss hat sich bei mir ein grippaler Infekt mit verstopfter Nase und Fieberschüben eingeschlichen. So muss ich immer unterscheiden, hab ich jetzt die Höhenkrankheit oder liegt es an der Grippe.

Da sich aber kein Kopfweh einstellt, der Ruhepuls bei seinen üblichen 70 Schlägen verharrt ist der Effekt des “schleifenden Riemens” bzgl. des Kreislaufes doch “nur” auf die Erkältung rückzuführen. Da die Nase nicht läuft, bin ich heute noch glücklich darüber, den Verbrauch an Taschentüchern in Grenzen zu halten. Folgen dieses jetzt noch positive Aspekts werden mich in einigen Tagen noch vor sehr schmerzhafte Probleme stellen, dazu aber später mehr.

Da wegen des Fiebers kaum an Schlaf zu denken ist, entschließe ich mich für die Nacht an meine (“flachland”-)erprobte Brachialmethode zum Senken von Fieber. Das Fieber wird rausgeschwitzt durch Benutzung mehrerer Rosshaardecken, den Flüssigkeitsverlust decke ich durch das Trinken von fast 3 Litern heißen Wassers in gut 8 Stunden.

Und tatsächlich, am Morgen sind die gröbsten Probleme mit dem Fieber beseitigt, nur ein kleines Kratzen macht sich im Gaumen bemerkbar, wird doch nicht eine Mandelentzündung werden und das hier? Weit gefehlt, aber immer stärker werdende Schluckbeschwerden werden mich bis fast zum Ende der Reise begleiten. Und den Grund der Beschwerden werde ich erst beim Rückflug erfahren können.

Tag 25: Potosi - Uyuni

Nachdem unser Fahrer Marc erfolglos und verzweifelt versucht hat in 35 (!) Werkstätten einen Mercedes Kraftstofffilter ergattern zu können, verlassen wir Potosi in westlicher Richtung.

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Potosi - 35 Werkstätten und immer noch kein Kraftstofffilter

Unser heutiges Tagesziel ist die Stadt Uyuni (in manchen Reiseführern beschrieben als eine Stadt mit dem Charme eine sibirischen Bergarbeitersiedlung) am gleichnamigen Salzsee Salar de Uyuni.

Auf der Fahrt dorthin, selbstverständlich auf Schotterpisten, werden wir die Schönheit des Altiplano in all seinen Ausführungen erleben können. Das Altiplano (übersetzt “Hochebene”) ist die bolivianische Antwort auf die argentinische Puna. An einer Siedlung könnte man fast meinen, man ist in Steintal bei der Familie Feuerstein angekommen, wie im Bild rechts oben nicht unschwer zu erkennen ist.

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Potosi - Altiplano, fast wie bei Feuersteins

Die Schotterstraße ist aber bestens präpariert, nichts zu merken von dem sonst üblichen Liebeskummeranfall des Gräterfahrers auf den anderen Pisten. Woher sollten dort immer die unplanbaren Schotterverhältnisse herkommen?

Viele Lamaherden und auch manch ein Rind landen als Fotomotiv auf den Filmen und Speicherkarten unserer Fotoapparate.

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Altiplano - Punagras und Rind

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Altiplano - Lamaherde

Nach vielen Fotostopps erreichen wir die 20.000 Einwohner zählende Stadt Uyuni am späteren Nachmittag. Uyuni selbst liegt auf 3600m Höhe und ist eine Minenstadt und Umschlagplatz aufgrund seiner Eisenbahnverbindung.

Den Abend verbringen wir als einzige Gäste in unserem urigen Hotel, dem wohl einzigen in Uyuni mit Heizung.

 

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